Pia Florence Masurczak, M. A.
Stand 12/2016
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erste Förderphase: |
Dissertationsprojekt
Die Rede vom „müßigen“ („idle“), „trägen“ („slothful“) und undisziplinierten Einheimischen ist ein besonders herabwürdigendes Stereotyp des europäischen Kolonialdiskurses. Spätestens seit dem späten 18. Jahrhundert ist entsprechend die Erziehung der Kolonisierten zu härterer Arbeit fester Bestandteil westlicher Imagination. Das Projekt hat untersucht, wie sich dieses Klischee und sein Korrelat, der diszipliniert arbeitende Westeuropäer, herausbilden konnte und welche Rolle Muße, Müßiggang und Arbeit in der Konstruktion kolonialer und nationaler Identitäten spielten.
Um die Ambivalenz der Identitätskonstruktion differenziert herauszuarbeiten, betrachtete das Projekt mehrere Figuren kolonialer Muße: das Stereotyp des „lazy native“; die indische Tänzerin und Haremsdame im Kontrast zur Selbsterfahrung der weißen „Memsahib“ und die Figur des englischen Nabob, des bürgerlichen Angestellten der East India Company. Anhand von Reiseberichten und Fotografien vom späten 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert wurden die oftmals ineinander verschränkten Diskurse von Klasse, Ethnizität und Geschlecht in Bezug auf Muße bzw. Müßiggang dargelegt. Das Projekt hat somit Phänomene untersucht, die sich im Randbereich des semantischen Feldes des deutschen Begriffs Muße befinden, aber notwendig für die historische Kontextualisierung europäischer Muße-Diskurse sind.
Die Dissertation wurde im August 2016 eingereicht.