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G - Grenzen

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G1 - Muße – Ein ost-westlicher Kulturtransfer. Transformationen von Askese und Mönchtum im Nahen Osten

Prof. Dr. Dr. Thomas Böhm,
JProf. Dr. Thomas Jürgasch

Das Teilprojekt untersuchte Konzeptionen der Muße vor dem Hintergrund eines in der Spätantike einsetzenden ost-westlichen Kulturtransfers im Nahen Osten. In den Blick gelangen sollten dabei die Begegnung abendländischer Vorstellungen von Muße und Kontemplation auf der einen und entsprechender fernöstlicher Konzeptionen von Askese und Mönchtum auf der anderen Seite. Die sich daraus ergebenden Transformationen des Verständnisses von Muße, Askese und Mönchtum wurden anhand der Entstehung unterschiedlicher monastischer und asketischer Traditionen und deren literarischer Reflexion im Roman Barlaam und Josaphat betrachtet.

Mitarbeiter:

Dr. Andreas Kirchner
Florian Ruf

 

G2 - vita mixta. Zur Laikalisierung eines geistlichen Konzepts

Prof. Dr. Henrike Manuwald

 

Wie kann ein Ausgleich zwischen gesellschaftlichem Engagement und beschaulichem Rückzug gefunden werden? Diese bis heute umstrittene Frage wird – so die leitende Hypothese des Teilprojekts – in Zusammenhang mit Laikalisierungsprozessen im Spätmittelalter erstmals in ihrer Bedeutung für breitere Schichten erörtert. Eine Referenzgröße war dabei das klerikale Konzept der vita mixta, das im Teilprojekt als untersuchungsleitende Kategorie verwendet wurde. Parallel zur spätmittelalterlichen Frömmigkeitskultur gab es im Frühhumanismus eine intensive Diskussion über das Verhältnis von vita activa und vita contemplativa. In einer vergleichenden Zusammenschau zeigte das Teilprojekt den vita mixta-Diskurs in dieser Übergangsphase für den deutschen Raum auf und untersuchte die Semantisierung von Phasen der Aktion und Kontemplation bzw. des Studiums, um zu prüfen, ob letztere muße-affine Züge aufweisen.


Mitarbeiter:
Dr. Christian Schmidt

 

G3 - Verordnete Arbeit, gelenkte Freizeit – und Muße? Marxismus und dosug in der sowjetischen Kultur

Prof. Dr. Elisabeth Cheauré

 

Das Teilprojekt untersuchte das Konzept der Muße in der sowjetischen Gesellschaft vor dem Hintergrund der marxistischen Theorie von Arbeit und Freizeit. Das Teilprojekt war in mehrere Teilbereiche gegliedert, die eng miteinander verzahnt waren: a) Begriff der Muße bei Marx und marxistisch-sozialistischen Denkern, b) Muße und das sich wandelnde semantische Umfeld in der Sowjetunion und bei sowjetischen Ideologen, c) Didaktische Vermittlung des ,neuen‘ sowjetischen Mußebegriffs am Beispiel der Kinderliteratur sowie d) literarische Muße-Diskurse in unterschiedlichen Phasen der sowjetischen Entwicklung.


Mitarbeiter:
Dr. Jochen Gimmel
Dr. Konstantin Rapp

 

G4 - Muße im indischen Gegenwartsroman

Prof. Dr. Monika Fludernik

 

Einige indische Romane nach der Unabhängigkeit und vor allem Romane der 1990er Jahre und danach inszenieren Muße (leisure) in nostalgischer und anti-kolonialer Weise: Sie setzen das, was sie als genuin indische Muße propagieren, in Kontrast zur angeblich westlichen Dichotomie zwischen Arbeit und Müßiggang. Unter komparativer Berücksichtigung südasiatischer Romane in den nordindischen Regionalsprachen diskutierte das Projekt die Frage, ob die in Romanen wie Nayantara Sahgals A Time to be Happy, Sunetra Guptas A Sin of Colour oder Pankaj Mishras The Romantics dargestellten Erfahrungen 'indigener' Muße, die mit Reflexion, Natur- und Kunstgenuss korrelieren, genuin südasiatische Traditionen reflektieren oder ein britisches Heterostereotyp zu einem Autostereotyp umfunktionalisieren.


Mitarbeiterinnen:
Melina Munz
Farha Noor

 

G5 - Muße in Krankheitszeiten – Freiraum und Neuorientierung angesichts von Verzicht und Verlust

Prof. Dr. Dr. Jürgen Bengel,
Prof. Dr. Gabriele Lucius-Hoene


Wie gehen Patienten mit neugewonnenen Freiräumen um, welche Bedeutung haben sie für die Bestimmung von Muße und die Konzeptualisierung von Krankheitsbewältigung? Anhand eines vorhandenen Datenkorpus von qualitativen Interviews (N=300) mit Betroffenen unterschiedlicher chronischer Erkrankungen wurden die Auseinandersetzungen mit Muße- oder Nicht-Mußeräumen und die dabei auftretenden Ambivalenzen und Kontroversen analysiert. Die Daten stammen aus dem Projekt Krankheitserfahrungen.de (DIPEx Germany) und wurden mit Grounded Theory, Konversationsanalyse und Narrationsanalyse ausgewertet.


Mitarbeiterinnen:
Lisa Müller

 

G6 - Muße lernen? Freie Zeit, Kreativität und Entschleunigung im Kontext von Leistungssteigerung und Selbstoptimierung

Prof. Dr. Markus Tauschek

 

In einer ökonomisierten Gesellschaft, die durch Semantiken von Optimierung und Leistungssteigerung und omnipräsente Wettbewerbsfigurationen geprägt ist, scheint der von Zwängen befreite Umgang mit Zeit Gegenstand gesellschaftlicher Aushandlung zu sein. Ein kulturell vermitteltes Format, in dem diese Aushandlung stattfindet, sind Kurse, in denen Teilnehmende gezielt Muße erlernen und praktizieren sollen. Das Teilprojekt untersuchte ethnographisch und akteurszentriert solche Kurse und fragte danach, wie Muße hier diskursiv verhandelt, performativ umgesetzt und körperlich-sinnlich erfahren wird.


Mitarbeiterin:
Inga Wilke