Bianca Ludewig

Dissertationsprojekt

Seit den 1990er Jahren hat sich in verschiedenen Ländern und Städten eine neue Form der Festivals herausgebildet, die ich in meiner Dissertation untersuche. Ihre Besonderheit liegt im Zusammenbringen von Musik mit anderen Künsten, mit Medien, Technologien und Diskursen. Die Art der Programmgestaltung bezeichne ich als transmedial, da diese urbanen Festivals den Zeitgeist über verschiedene künstlerische Praktiken und Disziplinen sowie Diskurse repräsentieren. In einer mehrjährigen Forschung habe ich diese Festivals eines neuen Typs ethnografisch, mittels einer akteurzentrierten Perspektive beforscht. Die Festivals sind Orte der Sichtbarwerdung – es zeigen sich flüchtige Gemeinschaften – Szenen, Lebenswelten, Kulturtechniken, künstlerische Praktiken, Genres, Organisationsstrukturen und Netzwerke; aber auch Prozesse wie Eventisierung, Festivalisierung, Prekarisierung, Gentrifizierung, Kosmopolitisierung, Digitalisierung oder Glokalisierung. In den letzten Jahren sind diese Festivals zunehmend durch die Eventisierung der Großstädte im Zugzwang, noch spektakulärere Events zu organisieren, auch kämpfen viele jedes Jahr von neuem um ihre Finanzierung und ihr Überleben. Es eröffnen sich vielschichtige Fragestellungen, die von dieser Schnittstelle ausgehen; einigen gehe ich in meiner Forschung nach.

Bianca Ludewig war von September 2019 bis Dezember 2019 als Stipendiatin im SFB 1015 Muße tätig und beschäftigte sich während Ihres Forschungsaufenthaltes mit Fragen zu Urbanität und Muße. Welche Frei- und Möglichkeitsräume jenseits von ökonomischer, profitorientierter Verwertung existieren auf urbanen Festivals und in der neoliberalen Stadt? Bianca Ludewig ist Doktorandin im Fach Europäische Ethnologie an der Universität Innsbruck (Erstbetreuer Ingo Schneider). Ihre Forschungsschwerpunkte sind Popmusik und Popkultur, Stadtforschung, Festivalforschung, Prekarisierung und ethnografische Methoden.